Bläserphilharmonie Heilbronn
Es ist eine Kunst, einen großen Apparat an Musikern so zu steuern, dass alle im Konzert den gleichen emotionalen Punkt anvisieren - einen Punkt der einen gezielten Ausbruch beinhaltet. Marc Lange, Dirigent der Heilbronner Bläserphilharmonie, hat das Zeug dazu wie nur wenige Dirigenten.
Es ist eine Kunst, einen großen Apparat an Musikern so zu steuern, dass alle im Konzert den gleichen emotionalen Punkt anvisieren − einen Punkt der einen gezielten Ausbruch beinhaltet. Marc Lange, Dirigent der Heilbronner Bläserphilharmonie, hat das Zeug dazu wie nur wenige Dirigenten.
Auf der Grundlage von präzisem Zusammenspiel stürmt er am Sonntagabend in der Harmonie mit seinem Ensemble ganz selbstverständlich emotionale Gipfel. Intellektuelle Zurückhaltung ist nicht das, was Konzertbesucher wirklich begeistert. Wer musikalisch etwas zu sagen hat wie Lange, ist bereit, die ewigen Grenzen des Sich-Bedeckt-Haltens zugunsten gezielter Explosionen zu verlassen. So kommt beim Konzert der Bläserphilharmonie Heilbronn in der Harmonie alles, nur keine Langeweile auf. Die Werkauswahl ist entsprechend: Lange serviert die Sinfonia per Branda, ein romantisches Werk von Amilcare Ponchielli als Einstieg. Angenehm berühren darin heitere Naturstimmungen die Sinne im harmonischem Gesamtgerüst. Lange spielt das aus, bewegt sich frei am Pult, um sein Ensemble anzuleiten.
Dämonisch Mit dem anschließenden Stück des Zeitgenossen Daniel Montoya "Dark Energy" macht er ein Fass auf, das in die dämonische Richtung weist. Es ist eine Uraufführung, die es in sich hat. Technisch verlangt das Oeuvre seinen Spielern einiges an Können ab. Doch das scheint Nebensache und Selbstverständlichkeit. Keiner patzt. Den ganzen Abend lang hält die Bläserphilharmonie dieses Niveau bis in die zwei Zugaben hinein, die sich die 300 Zuhörer erklatschen.
"Dark Energy" thematisiert die "andere rätselhafte, abstoßende Kraft" im Universum. Daniel Montoya treibt darin die Theorie auf die Spitze, dass das Universum nach seiner gewaltigen Ausdehnung einer noch größeren Kraft zum Opfer fallen könnte, dem "großen Zerreißen". Das bietet Stoff für ein fulminantes Werk, das in seiner Botschaft einzigartig ist. Weiter geht es im Fahrwasser der gehaltvollen Besonderheiten mit einer solistischen Einlage des Hohenlohe Brass Quintett.
Kapriolen Mit der Bläserharmonie im Rücken lassen Kai Eppler (Trompete), Johannes Knoblauch (Trompete), Felix Baur (Horn), Christof Schmidt (Posaune) und Tobias Rägle (Bassposaune und Tuba) ein "Concerto für Brass Quintet and Symphonic Band" von Frigyes Hidas hören − ein Stück voller solistischer Kapriolen. Mit Tangos von Michael Gandolfi und andalusischen Tänzen von Arturo Marquez wechselt das Ensemble seine Richtung − eine markante Reise jenseits ausgetretener musikalischer Pfade.
Autor: Susanne Walter (HSt); Veröffentlicht am: 25.05.2011; Link: https://www.stimme.de/heilbronn/kultur/Emotion-auf-den-Punkt-gebracht;art11930,2146870