Bläserphilharmonie Heilbronn

Neue Wege mit Pauken und Trompeten


Der pompöse, wuchtige Klang des Blasorchesters kommt im "Huldigungsmarsch" für König Ludwig II. von Richard Wagner voll zur Geltung.
Statt aber den militärhaften Charakter des Instrumentariums mit einem entsprechenden Programm weiterzuführen,
bieten die Musiker der Bläserphilharmonie Heilbronn unter Leitung von Marc Lange vor allem Stücke jenseits der bekannten Literatur.
Die 300 Gäste in der Harmonie können auch ein Werk von Jesús Santandreu genie Ben, das erst einen Tag zuvor in Oed heim zur Uraufführung kam.

Spiralförmig In der Spirophony" lässt der Jazzer Santandreu seine musikalischen Ideen spiralförmig um ein tonales Zentrum Kreisen. So werden zu Ende hin auch alle Tonabstände kleiner.
Das Stück erreicht mit der Schlusscoda schließlich sein Ziel. Dazwischen wird ein Klang erzeugt, der etwa mit dem Einsatz des Marimbaphons an den Minimalismus von Steve Reich erinnert.
Oder es ertönt ein Flötensolo, das weitschweifend fantasiert, wie man es von Debussy kennt. Echoeffekte lassen ein belebtes Klangbild entstehen. Das Stück strotzt vor Einfällen.
Lange versteht es, die Dramaturgie der Komposition mit seinem Orchester umzusetzen.
Eine Aufführung von großer Qualität.
Konfrontiert wird das Stück des Spaniers mit der 100 Jahre zuvor komponierten, Gran Fantasia Español“ von Ricardo Villa mit Robert Christoph Rühle am Flügel.
Bereits in der Orchestereinleitung bestätigt sich, was der Titel ankündigt:
Mit reisende Rhythmen und wildes Kastagnettenspiel sorgen für eine Menge Lokalkolorit.
Verschiedene traditionelle Tänze, etwa die Seguidilla aus La Mancha, werden vom Orchester imaginiert.
Das Klavier greift die Melodien auf und spinnt sie weiter.
Rühle zeigt sich als Virtuose und meistert mit flinkem Spiel die anspruchsvollen Soli.

Saloonmusik
Zeitgenössisch geht es weiter. Dabei bleiben die religiös motivierten Werke „Mother Earth und „Give Us This Day" von David Maslanka hinter der Saloonmusik von John Mackey deutlich zurück
Sasparilla“ heißt das bluesige Stück des Amerikaners und ist nach einer Likörsorte aus Wildwest-Zeiten be nannt. Ein Akkordeon- und Saxofon solo oder ein skurriles Kontrafagott sorgen für diesen Sound. Es ist also alles dabei, die ganz leisen und ganz lauten, die ernsten und komischen Töne.
Und am Ende erklatscht sich das Publikum mit Amazing Grace noch eine Zugabe im Bigband-Stil.


Autor: Matthias Slunitschek; Veröffentlicht am: 07.05.2012