Bläserphilharmonie Heilbronn

Mit fesselnder Energie


Außergewöhnlich für ein Gotteshaus muten die Klänge der Bläserphilharmonie Heilbronn bei der 879. Stunde der Kirchenmusik in der Kilianskirche an: voller Lebenslust und mit leichtem Marschcharakter.



Außergewöhnlich für ein Gotteshaus muten die Klänge der Bläserphilharmonie Heilbronn bei der 879. Stunde der Kirchenmusik in der Kilianskirche an: Das Präludium von Jacob de Haan hätte man eher in einem Konzertsaal oder bei einer Matinee im Freien erwartet, so voller Lebenslust und mit leichtem Marschcharakter kommt das Stück daher. Doch liegt in den dezent geschlagenen Becken nicht auch etwas Feierliches, würdevoll Zeremonielles?

Die Überleitung zur Meditation über Psalm 25 "Nach dir, Herr, verlanget mich" von Kilianskantor Stefan Skobowsky gelingt Dekan Otto Friedrich mit der Lesung des religiösen Textes, der in seiner musikalischen Umsetzung mit neuzeitlichen, hier ausgreifenden, dort stakkatohaften Tonfolgen gefangen nimmt.

Die unter Skobowskys Dirigat sorgsam gegenübergesetzten Stimmfächer des Vokalensembles Heilbronn begegnen den aufflammenden Dissonanzen intonationssicher und werden zur Einheit mit Bläserphilharmonie, Marimbaphon und Vibraphon, die die Sänger in ihrer Leuchtkraft eindringlich unterstützen und mit zarten Akzenten das An- und Abschwellen begleiten.

Auftragswerk



Mit hoffnungsfrohem weltlichem Duktus schließt de Haans "Missa Katharina" an, ein Auftragswerk mit ökumenischem Charakter, geschaffen für katholische Liturgie und evangelischen Gottesdienst. Die Gemeinschaftsproduktion von Vokalensemble, Solo-Sopranistin Tabea Schmidt und der Bläserphilharmonie, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, besticht mit fesselnder Energie.

Glanzvoll lässt der 1959 geborene niederländische Komponist das "Kyrie" erstrahlen, das die Ausführenden unter Leitung von Marc Lange kontrastreich gestalten, von der Pauke mit markanten Kadenzschlüssen versehen.

Betörend



Herausfordernd gelingt das kurze "Deo" im "Gloria" mit Betonung auf der ersten Silbe. Eine betörende Akzentverschiebung, der ein gefällig ausgebreiteter Gesangsstrom folgt. Im Wechsel von freudig erregtem "Alleluja", ätherisch leuchtendem "Sanctus", versöhnlichem "Credo", und dem am sakralsten erscheinenden "Agnus Dei" sowie instrumentalen Passagen mit hervorragenden Solisten zeigen sich die Qualitäten von Chor, Sopranistin und Orchester, die nicht nur technisch, sondern auch im gestalterischen Ausdruck überzeugen.


Autor: Monika Köhler; Veröffentlicht am: 02.07.2013; Link: http://www.stimme.de/heilbronn/kultur/Mit-fesselnder-Energie;art11930,2836843