Hochromantische Musiker
Die Bläserphilharmonie feiert ihren zehnten Gründungstag
Wie feiert man als Bläserensemble sein zehnjähriges Bestehen? Dirigent Marc Lange sucht ganz besonders attraktive Werke aus, greift zur bewährten Zahl Elf bei den Mitwirkenden. Und dann lädt man sich Gäste ein in die gute Stube Heilbronns, ins schöne Schießhaus.
Trotz strahlend blauem Herbsthimmel und obwohl Jazz & Einkauf vom rechten Weg ablenken wollen, eine stattliche Zahl erfreulich junger Bläserphilharmonie-Fans will sich den Spaß nicht entgehen lassen, für den die Konzerte von Mitgliedern dieses Ensembles in ganz unterschiedlichen Besetzungen stets garantieren. Und der Funke springt sofort über.
Jeder im Publikum spürt, welchen Spaß es den erfahrenen und virtuosen Solisten macht, kammermusikalisch solch abwechslungsreiche Musik zu realisieren.
Gestenreich Émile Bernards 1890 entstandenes "Divertissement" bietet mit seinen ebenso feinen wie harmlosen Sätzen zehn Bläsern wunderbare Möglichkeiten, klangschön zu musizieren. Unter Marc Langes gestenreich ausdrucksstarkem Dirigat gelingt beglückendes Ensemble-Spiel.
Da hüpfen Melodien von einer Instrumentengruppe zur nächsten, da werden wechselnde Rhythmen ausgekostet, da spielt man gemeinsam mit bald amüsanten bald dramatischen Nuancen. Viel Beifall schon zur Pause.
Und erst die von Andreas N. Tarkmann für neun Bläser und Kontrabass arrangierte Suite aus Georges Bizets Oper "Carmen". Die Befürchtung, die kleine Bläserbesetzung müsste dem gewohnten großen Orchesterklang unterliegen, erweist sich doppelt als unbegründet.
Zum einen setzt der Bläsersatz kundig kontrastreich und witzig die vielfältigen Schattierungen der Partitur um. Aber vor allem gelingt es den von Marc Lange beschwingt und präzise geleiteten Musikern diese Vielfarbigkeit differenziert zum Klingen zu bringen.
So mutiert oft Gehörtes zu erfrischend Neuem. Und mehr als zwischen Sängern und Orchester entsteht aus dem Miteinander vorzüglicher Solisten und dem Ensemble eine ebenso harmonische wie ausdrucksstarke Realisierung dieser charaktervollen Musik.
Entspannt Gemeinsam genießt man neu oder vertraut "La Habanera", die "Seguidilla", die "Kartenarie", das "Zöllner-Terzett" und − nicht ohne Klarinetten-Augenzwinkern − das "Mélodrame". Und da der Beifall nicht aufhören will, gibt"s die "Torero-Arie" als gemeinsames Lied nochmals ganz entspannt, aber mit noch mehr Schwung und sichtbar noch größerem Spaß.
Autor: Ulrich Enzel; Veröffentlicht am: 14.10.2013; Link: https://www.stimme.de/heilbronn/kultur/Hochromantische-Musiker;art11930,2915616