Bläserphilharmonie Heilbronn
Herausragendes Konzert der Bläserphilharmonie in der Harmonie
Unendliche Weiten in der Harmonie. Wir schreiben das Jahr 2016, und die Bläserphilharmonie Heilbronn macht sich mit groäer Besetzung auf musikalische Reise in wenig erforschte Gebiete.
Mit Karlheinz Stockhausens "Sirius" ha die gleichnamige Komposition für Tenorposaune und symphonische Blasorchester von Jan Glembotzki (1979) nichts zu tun.
Vielmehr entpuppt sich das Auftragswerk fär die Bläserphilharmonie als tiefe Verbeugung vor allen "Star Trek"-Filmmusiken von Jerry Goldsmith bis Michael Giacchino.
Man kommt schon ins Schmunzeln, wenn Solist Tobias Schiessler (Tenorposaune) mit einer Variante des wohlbekannten Dreiton-Anfangs der Vorspannmusik ansetzt.
Spaä macht es aber trotzdem, gerade, weil man in Glembotzkis Wer soviel wiedererkennt. Auf der Bräcke steuert Marc Lange das groäe Musikschiff und es ist bald vällig egal,
ob die Reise zum Doppelstern Sirius oder doch zu den Klingone geht. Tobias Schiessler bewältigt den knifflig hohen Part mit solistischer Bravour und klangvoller Motivik,
das Orchester liefert diszipliniert und dynamisch ausgewogen die von der Leinwand wohlbekannten Instrumentalfarben fär interstellare Regionen.
Nicht ganz unbeleckt von Hollywoods Filmmusik ist auch "Libertadores" (2010) von Oscar Navarro (1981). Geheimnisvol impressionistisch beginnt die Reis auf dem Amazonas.
Die Perkussionisten des Orchesters haben gut zu tun, und wer nicht gerade in sein Instrument bläst, muss kompliziert Klatschpatterns ausfähren oder gar singen.
Aber Naturbetrachtung und schän herausgespielte Folklore sind nur die Oberfläche. Minimalistisch Holzbläsereinwärfe äber ostinate Blech känden die Separatistenfährer an,
bis das Stäck schlieälich mit satt pumpendem Härner-Einsatz in einen triumphalen Marsch mändet. Mit umgehängten Marschtrommeln werden Lorenz Karasek und Marcus Lamb am Bähnenrand zu heroischen Militärtrommlern,
während sich das Orchester mit infernalischem Siegeslärm austobt.
Etwas mehr kreative Eigenständigkeit verrät die Suite "200" (2010) des Kolumbianers Victoriano Valencia Rincon (1970).
Es geht um die Geschichte Kolumbiens von 181 bis 2010, die Rincon keineswegs nur exotisch verklärt zeichnet.
Nach dem kollektiven "Ah!"-Aufschrei des Orchesters beginnt eine ebenso dicht gearbeitete wie farblich vielfältige Reise mit einsamen Trompeten Soli,
gut gesetzten Parts mit Klarinetten und Saxofonen und nochmal viel Handperkussion. Da schrappt und rasselt es, Folklorismen ziehen vorbei, aber auch dissonante Täne mischen sich ein.
Nicht nur mit dieser Komposition hat die Bläserphilharmonie Heilbronn einmal mehr ihre herausragende Stellung im Bereich sinfonischer Bläsermusik verteidigt.
Autor: Lothar Heinle; Veröffentlicht am: 18.04.2016; Link: https://www.stimme.de/heilbronn/kultur/Mit-grosser-Besetzung-in-wenig-erforschte-Gebiete;art11930,3615708